Siebengebirgsbahn

Von der 'Siebengebirgsbahn' und der 'Siegburger' zum 'TelekomExpress'

Telekom ExpressDie Stadtbahnlinie 66 - auch U 66 - pendelt täglich zwischen Bonn und seinen rechtsrheinischen Nachbarstädten – und das in den Hauptverkehrszeiten zuverlässig alle zehn Minuten von Siegburg bzw. alle zwanzig Minuten von Bad Honnef aus. Zu Kaisers Zeiten ging es ähnlich betriebsam zu: Bereits „Siegburger“ und „Siebengebirgsbahn“ verkehrten auf dieser Strecke im 30-Minuten-Takt. Jetzt widmet sich eine Ausstellung im Brückenhofmuseum Oberdollendorf dem Thema 'Eisenbahnen im Siebengebirge'.

Die Geschichte der beiden antiken Vorgänger des „TelekomExpress”
Sie begann am 11. Juni 1909. Die Stadt Bonn, der Landkreis Bonn und der Siegkreis schlossen einen Gesellschaftsvertrag und gründeten das Bahnunternehmen „Elektrische Bahnen der Kreise Bonn-Stadt, Bonn-Land und des Siegkreises“. Und zwei Jahre später war es soweit: Nachdem am 6. September 1911 bereits eine elektrische Bahn nach Siegburg zu ihrer Jungfernfahrt gestartet war, folgte am 18. Oktober ihre kleine Schwester, die „Siebengebirgsbahn“. Beide Bahnen firmierten unter der Abkürzung „SSB“ – und gaben damit dem kommunalen Verkehrsunternehmen sein Kürzel.

Für 45 Pfennig geht es nach Oberdollendorf
Die AlteDie strombetriebene Kleinbahn fuhr einmal in der Stunde vom Hansaeck an der Meckenheimer Straße ab, rollte über den Friedensplatz durch die Friedrichstraße, bog auf die Rheinbrücke nach Beuel, ratterte von dort nach Ramersdorf und Oberkassel und endete zunächst in Oberdollendorf.
Für die 9,3 Kilometer lange Strecke brauchte die Tram 25 Minuten. Eine Fahrt von Bonn nach Oberdollendorf kostete 40 Pfennig. Da es von Bonn aus über die Rheinbrücke ging, mussten die Fahrgäste zusätzlich ein Brückengeld von 5 Pfennig berappen. Drei Bahnhöfe und drei Wärterhäuschen säumten die Haltestellen. Im Oberkasseler Bahnhof sorgte ein Restaurant fürs leibliche Wohl der Reisenden.

„Siebengebirgsbahn“ beliebt als Ausflugbähnchen
SiebengebirgsbahnDie Strecke entlang des Rheins vorbei am Siebengebirge mit seinen vielen Publikumsmagneten wie Drachenfels oder Petersberg gab der Kleinbahn nicht nur ihren Namen, sondern war zudem bei den Fahrgästen aus Bonn und Köln äußerst beliebt. Kein Wunder: Ein Ausflug mit der „Siebengebirgsbahn“ war eine nette Ablenkung zum hektischen Alltag in der City. Auch der General-Anzeiger geriet anlässlich der Eröffnungsfahrt am 18. Oktober 1911 ins Schwärmen: „Gestern und heute ist wieder ein neuer Weg zum Lande rheinischer Sehnsucht, zum Siebengebirge, eröffnet worden. […] Die schönen, grünen Bergdome, die bei klarem Wetter so handgreiflich nah scheinen, sind tatsächlich nun auf 25 Minuten Zeit an uns herangerückt. Im Fluge wird uns die neue Elektrische nun hintragen.“ Im ersten Betriebsjahr chauffierten die beiden rechtsrheinischen SSB-Bahnen 604.492 Personen und legten immerhin 213.024 Wagenkilometer zurück.
Eine alte Postkarte macht das Siebengebirge immer wieder als Ausflugsziel schmackhaft.

Schnell ins „rheinische Nizza“
Bad HonnefAm 18. März 1913 machte sich die „Siebengebirgsbahn“ zu ihrer neuen Endstation auf - nach Königswinter. Die Fahrgäste bezahlten von Bonn nach Königswinter 55 Pfg – und konnten jetzt sogar alle dreißig Minuten fahren. 12 Jahre später, am 26. September 1925, war die Strecke endlich auch bis ins „rheinische Nizza“, in die Badestadt Honnef, verlängert. Dort, an der Insel Grafenwerth, ist auch heute noch die Endhaltestelle.

Strenge Regeln für Fahrgäste und ihre Chauffeure
FahrkarteNicht alle willigen Fahrgäste kamen indes in den Genuss einer Fahrt mit der „Siebengebirgsbahn“. So wies die Dienstanweisung aus dem Jahr 1913 das Fahrpersonal an: „Verboten ist das Mitnehmen von Personen, die als Häftlinge erkenntlich sind, sowie von Leichen. Ebenso darf betrunkenen Personen oder solchen ekelerregenden Aussehens das Besteigen der Wagen nicht gestattet werden.“ Zudem hatten sich die Passagiere „an Bord“ an bestimmte Regeln zu halten. Schon damals sollte die volle Aufmerksamkeit des Fahrers der Strecke gelten und nicht durch einen Plausch abgelenkt werden: „Anfragen der Fahrgäste sind höflich, aber kurz und sachgerecht zu beantworten. Redselige Fahrgäste sind in höflicher Weise auf das Verbot jeglicher unnötiger Unterhaltung hinzuweisen.“
Auch für die SSB-Mitarbeiter galt dieses Gebot der Ruhe während der Arbeitszeit: „Den Fahrern ist es streng verboten, sich außerdienstlich mit dem Schaffner oder Straßenpassanten an den Haltestellen zu unterhalten. Alle unnötigen Redereien, lautes Rufen, Pfeifen und alles sonstige unnötige, nicht dienstliche Gebaren an den Haltestellen ist unter allen Umständen zu vermeiden.“

Zusammenarbeit mit Rhein-Sieg-Kreis hat Tradition
Vor fast hundert Jahren wurde der Grundstein für eine enge Zusammenarbeit zwischen den Stadtwerken Bonn (SWB) und dem Rhein-Sieg-Kreis gelegt. Seit der kommunalen Neuordnung des Bonner Raumes im Jahr 1969 und der damit einhergehenden Umstrukturierung der Stadtwerke Bonn am 1. Januar 1970 heißt die Bahngesellschaft „Elektrische Bahnen der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises“. SWB Bus und Bahn übernahm Anfang 2004 die Betriebsführung der SSB.

Stammkarte

 

 

 

 

 

 


Text basiert auf der Pressemiteilung der SWB - Tanja Kuhl/Werner Schui - März 2008 Bearbeitung: Lothar Vreden